Der Stachel im Fleisch – oder – wie seelischer Schmerz benutzt werden kann.

Es gibt einen natürlichen Stolz, der Deinem aufrechten Sein entspringt und diesen wünsche ich Dir von Herzen.

Aber Du magst in Deinem Leben auch schon einer anderen Art von Stolz begegnet sein, einem Stolz, der äußerst verletzbar ist.
Dieser Stolz ist ein Versuch, eine
alte und tiefe seelische Verletzung zu kompensieren. Er äußert sich vor allem in seiner Kränkung.
Er basiert auf
der Zugehörigkeit zu einer Familie oder Gruppe und nicht auf dem eigenen Tun und Sein. Er ist die Eintrittskarte zur Zugehörigkeit, ist notwendig, um einer Ausweisung vorzubeugen. Er fußt auf den Erfolgen oder Leistungen der Familie oder Gruppe.
Innerhalb dieses Menschen basiert er auf nichts, außer auf seiner Notwendigkeit. Er ist gewissermaßen eine Flucht nach vorn, ein Mittel zum Zweck.

Der Stolz und dessen Kränkung sind dazu notwendig, einen anderen Menschen ins Unrecht zu setzen und sich selbst ins Recht, um sich nicht mit eigenen Fehlern konfrontieren zu müssen, weil Fehler zu machen lebensbedrohlich wäre , da es die Zugehörigkeit kosten könnte.
Dieser Stolz nährt sich aus dem Überlebensmuster des Gut- und Richtig-
Seins, das nach Anerkennung strebt und nicht in Frage gestellt werden kann.
Er wurzelt in einer frühen
Erfahrung der Zurückweisung, wegen beispielsweise des „falschen“ Geschlechtes oder einer elterlichen Rivalität.
Er soll jede weitere Zurückweisung unmöglich machen
und Zugehörigkeit garantieren.

Jede auch nur leise Kritik (oder was als solche verstanden werden kann) kränkt diesen Stolz, berührt wieder den furchtbaren inneren Schmerz der Ablehnung und des Kampfes um Anerkennung.
Den Anderen zum Kränkenden, zum Verletzenden zu erklären, erlaubt es, diesen ins Unrecht zu setzen und die Gefahr des Fehlers von sich abzuwenden.
Auf diese Weise wird ein (berechtigter) eigener negativer Gefühlszustand zur Durchsetzung genutzt und jede direkte Auseinandersetzung vermieden.
Konflikte werden nicht ausgetragen sondern ausgesessen bis das Gegenüber den Zustand nicht mehr erträgt und nachgibt.
Jedes tiefere Miteinander wird damit auch zu einem Kampf um das Recht und um Zugehörigkeit, wobei erwartet wird, dass das Gegenüber sich selbst als zugehörig erklärt oder bekennt. Dann ist die Welt in Ordnung und die Gefahr gebannt. Der Stolze selbst ist davon abhängig, dass andere sich ihm zugehörig erklären oder ihn zu sich als zugehörig erklären.

Der Gekränkte und Verletzte hat immer Recht und der Verletzende Unrecht. Dafür findet er über all Bestätigung und kann sein eigenes Handeln oder Verhalten darüber rechtfertigen.
Nur ist die Verletzung in diesem Fall sehr alt, geht auf den Lebensanfang zurück und hat wenig mit dem augenblicklichen Geschehen zu tun.

Wenn Dir so etwas schon begegnet ist, spielst Du den Ergänzungspart dazu, den Zugehörigkeit Gewährenden. Du wirst ergebnislos um Gleichberechtigung ringen und es nicht ertragen, als der Verletzende benannt zu werden. Deine Sensibilität wird Dir wichtig sein und Du möchtest anderen Gutes tun.
Wer Gutes tut, kann nicht zurückgewiesen werden.
Du möchtest mit all Deinem guten Willen gesehen werden.

Ihr kämpft also beide mit einer frühen Erfahrung der Zurückweisung, nur auf verschiedene Weise. Ihr seid durch eine gleiche Erfahrung miteinander verbunden und ihr findet euch, um sie aufzulösen.
Es gilt, sich der Erfahrung der Zurückweisung zu stellen, den Schmerz an seinem Ursprung zu fühlen.
Und es gilt, seinen Anfang zu betrauern.
Es gilt, die Tatsache anzuerkennen, dass ihr beide nicht als das angenommen wurdet, was ihr seid.

Heute ist es nun an euch, euch selbst als das, was ihr seid anzuerkennen anstatt beständig um die Anerkennung eines Anderen zu ringen.
Es liegt an euch, eure tiefe innere Verletzung anzunehmen und wirkliches Mitgefühl mit euch und dem in seinem Stolz Gekränkten zu entwickeln.
Nur dieser Weg führt aus dem Wechselspiel von Kränkung und Verletzt-sein hinaus.

Wenn Du magst, unterstütze ich Dich dabei, Deine ursprüngliche Zurückweisungs-Erfahrung aufzulösen.
Sita Hahn

Kommentare sind herzlich willkommen und ich beantworte sie gerne.
Weitere Beiträge im Blog und auf Facebook.
Direkt erreichst Du mich hier: https://sich-selbst-entfalten.de/kontakt/

Auf der Startseite kannst Du meinen Newsletter abonnieren und regelmäßig über neue Artikel, Seminare und Neuerscheinungen informiert werden.
© Hat Dir dieser Artikel gefallen? Du kannst ihn gerne mit Quellenangabe und Benennung der Autorin teilen.