Erwachen und Erleuchtung
Es existiert ein Streben und Sehnen nach Erleuchtung, nach einer Entwicklung, die oft auch „Aufstieg“ genannt wird.
Nicht selten verbirgt sich darin jedoch die Suche nach einem Entkommen aus scheinbar unerträglichen Umständen, die Suche nach einer Fluchtmöglichkeit aus einer be- und verurteilten menschlichen Welt.
Dann wird versucht, irgendetwas besser zu machen, besser als andere, es wird versucht, besser zu sein. Automatisch werden dabei andere als weniger gut betrachtet.
Dann wird nach Maßstäben gesucht und nach Regeln, die man befolgen kann, die zum Erfolg führen sollen. Es wird versucht sich selbst zu verbessern, einen Aufstieg zu erreichen. Dann sind wir der Träumer der innerhalb seines Traumes nochmals einen Traum träumt.
Wir träumen dann innerhalb des Traumes, den wir leben, vom Erwachen
und von einer besseren Welt.
Es ist seltsam, aber die einfache Logik, dass nur ein Schlafender sich nach dem Erwachen sehnen kann, ist nur wenigen klar.
Die Mehrheit der Menschen schläft und träumt einen unruhigen Traum voller Dramen und Katastrophen, welchen es zu entkommen gilt. Wir halten das für unser Leben.
Wenn Du erwachen willst, ist es unumgänglich, Dich selbst
als einen Schlafenden zu begreifen.
Nichts führt daran vorbei.
Selbst wenn Du Dich in Deinem Traum, als Träumenden erkennst, reicht dies noch nicht aus, um aus dem Traum auch erwachen zu können.
Aber Dich selbst als den Träumer zu erkennen, ist doch ein erster und wichtiger Schritt auf dem Weg zu Dir.
Er bedeutet, dass Du dazu bereit bist, Deine wahre Eigenverantwortlichkeit anzuerkennen, anstatt irgendwo nach Verantwortlichen zu fahnden. Er bedeutet, dass Dir klar ist/wird, dass
Du selbst immer in jeder Deiner Erfahrungen enthalten bist
und dadurch Deine Erfahrung für Dich gestaltest. Du bist der Erfahrende.
Dein innerer Zustand entscheidet über die Art der Erfahrungen, die Du machst, über die Erfahrung, die Du in Dein Leben ziehst und über die Bedeutung, die Du ihnen verleihst.
Du bist der Gestalter des Traumes, in dem Du Dich bewegst.
Der Traum dient Dir dazu, Erfahrungen zu machen und sie zu ändern, dient Dir dazu, Dich selbst zu erfahren.
Du kannst Dich in Deinem Traum als Opfer und Täter erfahren oder als Gestalter.
Im Schlaf erscheint es Dir so, als ob Du dem Leben, dem Traum ausgeliefert bist, als ob es darum ginge, etwas unter Kontrolle zu bringen, um Herr Deiner selbst sein zu können. Deshalb wirst Du Dich anstrengen und Dich in den Dramen verstricken. Du wirst mit anderen um die Kontrolle ringen und ihr Handeln höchst persönlich nehmen. So werden ganze Schlachten geschlagen, voller Schmerz und voller Leid.
Es ist nicht einfach, sich im Schlaf als Schlafenden zu begreifen. Deshalb will ich Dir ein anderes Wort geben für „Schlaf“, eines, mit dem sich leichter arbeiten lässt.
Zu schlafen bedeutet, identifiziert zu sein.
Identifikation lässt Dich zu einem Teilnehmer an den Dramen werden, zu einem Reagierenden in Deinem Traum. Sie lässt Dich in richtig und falsch, in gut und schlecht, in Schmerz und in dem Kampf um Kontrolle oder Glück verschwinden.
Du verlierst das Bewusstsein dessen, was Du wirklich bist, während Du das Geschehen erfährst.
Du verlierst die Möglichkeit, Abstand zu wahren und bei Dir selbst zu bleiben, zugleich den Anderen bei sich belassend, ihn in seiner Erfahrung wahrnehmend.
Du nimmst das Geschehen persönlich und verlierst Dich selbst in Deiner Erfahrung. Du wirst urteilen, um Deiner Betroffenheit zu entkommen, Du wirst Dein Gegenüber durch Erwartungen zum Erfüllungsgehilfen Deines Lebens machen.
So wirkt unbewusste Identifikation.
Sie entfernt Dich von Dir selbst.
Zu erwachen bedeutet, die Identifikation mit jedem Äußeren zu beenden.
Erst dann kannst Du wahrlich Dich selbst erfahren, kannst Du Deine Grenzen wahren und die Art Deines Lebens wählen. Erst dann kannst Du Deinen Anteil an dem von Dir Erfahrenen erkennen und darauf Einfluss nehmen.
Sich aus der Identifikation zu lösen bedarf einiges an Willen und eine Unermüdlichkeit des Übens.
Anfangs hast Du die Identifikation mit Deinen Eltern, mit dieser Welt gewählt, um etwas über das Leben hier zu erfahren, auch um Dich einzufügen. Das war gut so und eine bewusste Identifikation ist ein gutes Mittel, um auf einer tiefen Ebene Wissen über etwas oder jemanden zu erlangen.
Aber damals Du hast Dich nicht mit Erwachten identifiziert sondern mit selbst Identifizierten, die sich selbst nicht in ihren Erfahrungen wahrnehmen konnten und auch nicht Dich. Deshalb erschien oder erscheint es Dir auch heute noch, als normal etwas zu erwarten, von Dir oder anderen, zu urteilen, zu bewerten und nach Regeln zu suchen und in schmerzlichen Dramen zu leben.
Du bist auf der Suche nach dem Dir Ähnlichen, nach dem womit Du Dich angenehm identifizieren kannst, um Dich geborgen zu fühlen, um Dich als angekommen zu fühlen. Das kostet Dich Deine Einzigartigkeit. Du findest so mit untrüglicher Sicherheit das Dir Bekannte und es ist meistens nicht so angenehm, wie Du Dir es erhoffst.
Was Du findest sind die millionenfach sich wiederholenden Dramen, von welchen die Welt Dir erzählt, sie wären normal. Und die Mehrzahl der Menschen versucht in diesen Dramen mit aller Anstrengung auf die Gewinnerseite, auf die Sonnenseite zu kommen, dem Schmerz und dem Leid zu entfliehen.
Und Du?
Man sagt Dir, Du darfst Dich nicht mit Deinen Gedanken identifizieren, nicht mit Deinen Gefühlen und auch nicht mit Deinem Körper.
Ja, Du bist nicht Deine Gedanken, Deine Gefühle und auch nicht Deine Körperlichkeit. Du bist viel mehr als das.
Und dennoch bist Du Dein Denken, Dein Fühlen und auch Dein Körper. In all diesen Ebenen äußert sich das, was Du hier in dieser Welt bist und genau dessentwegen bist Du auch hier.
Du bist hier, um Erfahrungen zu sammeln und wirksam zu sein,
als der der Du bist, nicht als der, der Du glaubst zu sein.
Das hört sich nach einem Dilemma an und ist doch keines. Nur die Suche nach dem, womit Du Dich identifizieren kannst, ist ein Dilemma.
Wenn Du aus der automatischen, unbewussten Identifikation aussteigen willst, wenn Du erwachen willst, brauchst Du für Deine Identifikation und für Deine sonst während der unbewussten Identifikation abschweifende Aufmerksamkeit, einen Anker.
Du brauchst eine absichtliche, eine willentliche, selbstbestimmte Identifikation, um einer unbewussten Identifikation entgegenwirken zu können.
Dein Anker in dieser Welt ist Dein Körper und deshalb ist er ideal, um ihn auch willentlich und bewusst als Anker zu nutzen.
Dazu sendest Du Deine Aufmerksamkeit in ein Körperteil Deiner Wahl, zum Beispiel eine Hand, ein Ohr, ein Fuß. Du identifizierst ihn bewusst als einen Teil Deiner selbst und behältst ihn während Deiner alltäglichen Tätigkeiten in Deinem Gewahrsein, gewährst ihm Deine Aufmerksamkeit.
Auf diese Weise teilst Du Deine Aufmerksamkeit zwischen Dir und dem Außen.
Es bedarf einiger und beständiger Übung, um dies zur Gewohnheit werden zu lassen. Ist Dir dies jedoch gelungen, wird es Dir es erleichtern, in jeder Lebenslage einen gewissen Abstand zum Geschehen zu halten und weniger schnell davon eingefangen zu werden.
Auf diese Weise kannst Du Deinem Erwachen Schritt um Schritt näher kommen.
Es wird ein Erwachen aus den Dramen und in die Liebe hinein sein.
Wenn Du dies möchtest, unterstütze ich Dich gerne auf dem Weg Deines Erwachens.
Sita Hahn
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liebe sita, ja der körper als anker, ich übe und bin gern in meiner Hand und dann im fuß mit dem atmen halte ich mich dann auch an….. dieses anhalten an mir hab ich bei deinem Seminar in wien gut gespürt und auch die gefühlsübung mit der Verstärkung tut gut
die seele meldet sich durch den körper, es wird für mich immer einfacher dank deiner texte… eine wunderbare urlaubsaufgabe so nahe am wald .. liebe grüße und nochmals vielen dank
Gerne, liebe Mathilde!
Liebe Sita, du hast mit wunderschönen, respektvollen und aussagekräftigen Worten das beschrieben, was ich erkennen durfte und ich gerade in mein Tun umsetze. Vor zwei Tagen habe ich meine Erkenntnisse auf Papier gebracht – ich habe schon viel umgesetzt, ich spüre, dass ich noch einiges verarbeiten muss/soll/darf, damit ich mein Ziel erreiche, wie du es ausdrückst: eine absichtliche, eine willentliche, selbstbestimmte Identifikation zu haben – ich habe es ausgedrückt mit „in meiner Mitte ruhen“ ohne einen anderen Menschen zu brauchen und trotzdem mit allen „ALL-EIN“ zu sein ohne sich einsam zu fühlen.
Hier meine Erkenntnisse:
Es ist alles in MIR – es sind immer „meine Geschichten“, die mit anderen Personen nichts zu tun haben – sie waren mir im Augenblick des Zusammentreffens nur ein Spiegel, der mir zeigte, was ich an und in mir noch verarbeiten musste um frei, d.h. ohne Zwänge, ohne Ängste, ohne „was werden die anderen denken“ usw., zu leben.
Wenn ich in mir alles verarbeitet habe, sind diese Spiegelungen vorbei und ich „ruhe in meiner Mitte“ – das ist der Zeitpunkt, ab dem ich keine anderen Menschen mehr um mich herum brauche, ich für mich leben kann, ohne Einsamkeit zu fühlen, alle Programmierungen und Glaubenssätze sind gelöscht – und niemand kann einen „Knopf“ bei mir drücken, der chem. Prozesse in meinem Körper auslöst, weil alle „Knöpfe“ weg sind.
Seele – Geist – Körper sind dann im Einklang
Ich begegne anderen als ICH und nicht mehr als „Spiegel für sie“ und sie sind kein „Spiegel für mich“, denn bei mir gibt´s nichts mehr zu spiegeln.
Ich bin sehr dankbar dies erkannt zu haben und allen meinen Mitmenschen, die mir in meinem bisherigen Leben „Spiegel“ sein durften oder vielleicht sogar mussten und umgekehrt.
Du wirst immer anderen auch als Spiegel dienen, aber Du kannst Dich davon befreien, zu dem zu werden, was man in Dir sieht. Du kannst Dich jenseits dessen als Du erkennen, wenn Deine gespeicherten Erfahrungen erlöst sind. Ja, Du hast dann keine „Knöpfe“ mehr. Das ist ein hohes Ziel.
Alles Liebe für Dich …
Sita
Das Leben geht trotzdem weiter, treffen sich Menschen die wissen was und wer sie sind und kein brauchen und müssen mehr verlangt wird.
Das sind die Bezeichnungen der Zukunft wo jeder ,jeden so sein lassen kann wie er ist😏🐛🦋
Liebe Sita!
Das was Du beschreibst, ist in der Bibel mit den Worten ausgedrückt:
„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, das inwendig in euch ist und alles andere wird euch gegeben!“
Jesus wusste um diese Wahrheit und hat in Gleichnissen versucht, sie den Menschen nahezubringen.
Du hast mir dennoch einen sehr wichtigen Anstoß gegeben,
obwohl ich jetzt seit 30 Jahren auf dem inneren Weg bin.
Das kam wieder zum richtigen Zeitpunkt!
Ganz herzliche Grüße aus Osnabrück
Gerd Hegerfeld