Ist das wirklich wahr?
Glaube, Ablehnung, Projektion, Illusion, Erwartung und Enttäuschung

Dass wir sie glauben, macht eine Wahrheit für uns wirksam, aber es scheint für den Glauben zweierlei Maß zu geben. Einerseits sind wir uns sicher, dass der Glaube Berge versetzen kann, andererseits begegnen wir dem Glauben auch geringschätzig und mit dem Satz „Glauben heißt, nicht wissen.“. Und doch bedeutet wahrhaft zu glauben auch, zu wissen, ein Wissen, das keines Beweises bedarf, das nur aus einem tief im Inneren gespürten Ja resultiert. Ein Ja, das jeder von uns schon kennengelernt hat.

Glauben birgt wirklich eine große Macht in sich, aber auch er kann aus Unwahrheit nicht Wahrheit machen. Deshalb ist der Satz „Ist das wirklich wahr?“ für unsere Selbstüberprüfung so wirksam, ohne dass wir erst klären müssten, was denn nun Wahrheit als solches eigentlich ist. Wenn wir fragen, „Ist das (eine eigene Aussage) wirklich wahr?“, überprüfen wir damit im Innern unsere eigene Glaubwürdigkeit und stoßen automatisch auf alle eventuell vorhandenen Unstimmigkeiten.

Denn Wahrheit ist vor allem eines: sie ist stimmig.

Ungereimtheiten haben in der Wahrheit oder Wahrhaftigkeit keinen Raum. Unser tiefstes Inneres weiß
genau, was wahr ist, denn es ist ein Teil dessen, was alles umgibt. Es selbst ist Wahrheit und erkennt deshalb Stimmigkeit. Das ist etwas, wozu unser Verstand nicht in der Lage ist. Er kann nicht zwischen Wahrheit und Unwahrheit unterscheiden. Er speichert und vernetzt Informationen unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt.

Wie gelingt es uns, eine Unwahrheit zu glauben?

Im Lebensalltag scheint es so, als ob wir an vieles glauben, das sich dann doch irgendwann als unwahr, als eine Illusion herausstellt. Unsere Enttäuschungen lassen uns am Glauben zweifeln, an uns zweifeln. Wir glaubten, etwas sicher zu wissen, so nennen wir es dann. Aber wenn wir nachforschen, worin wir tatsächlich enttäuscht wurden, dann sind es unsere Erwartungen an jemanden oder etwas. Erwartungen, die wir nie auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft haben, denn sie entspringen unseren unverzichtbaren Wichtigkeiten. Nur allzu leicht und oft verwechseln wir unsere Erwartungen mit dem „Etwas-glauben“. So kommt das Glauben selbst in Verruf und wird mit einem „nur“ degradiert, “Weißt Du das oder glaubst Du es nur?“.
Zu Recht, denn Erwartungen sind tatsächlich kein Wissen sondern eher ein unbewusster Deal, etwas, das auf Leistung und Gegenleistung beruht.

Vielleicht sollten wir die viel berufenen Glaubenssätze doch besser Erwartungssätze nennen?

In jedem Fall würde es uns dabei helfen, zwischen glauben und erwarten zu unterscheiden. Glaube beinhaltet immer eine Bejahung, während Erwartungen einer Ablehnung entspringen. In den Auswirkungen ist es ein großer und ein entscheidender Unterschied ob wir an einen Menschen glauben oder von ihm etwas erwarten.
Haben unsere Eltern an uns geglaubt, so wie wir waren oder haben sie, vielleicht unbewusst, etwas von uns erwartet?
Mit der Fragestellung: Ist das wirklich wahr?, kann das jeder von uns sehr schnell für sich herausfinden, aber die Antwort kann weh tun.
Die sogenannten Glaubenssätze sind ein Ergebnis von Erwartungen, von an uns gerichteten Erwartungen. Oft sind sie auch deren verdrehtes Spiegelbild.
Als Kind wird von uns vielleicht zum Beispiel erwartet, dass wir im Bereich der Auffassungsgabe oder Intelligenz über den Eltern ähnliche Fähigkeiten verfügen. Sie werden ohne Hinterfragung als selbstverständlich vorausgesetzt. Auf diese Weise wird das Kind einer unbewussten Erwartungshaltung ausgesetzt, um deren Erfüllung es sich bemüht oder wogegen es sich wehrt. „Ich bin nicht gut genug.“ ist ein „Glaubenssatz“ oder eben Erwartungssatz, der oft daraus resultiert. Wir erwarten von uns selbst, den vorgegebenen Ansprüchen oder Erwartungen nicht genügen zu können.

Letztendlich sind alle Erwartungen die Folge einer Projektion.

Wir projizieren die Erlösung aus einem erfahrenen Mangel nach außen und versuchen dort im Außen dann zu erlangen oder durch andere an dem teilzuhaben, was uns als Erfahrung im Inneren fehlt. Wir erwarten dann zwar es zu erhalten, aber wir glauben nicht tatsächlich daran. Das Resultat der Erwartung ist, dass wir eine Gegenleistung zu erbringen haben und das ist dann eine Wahrheit. Es ist durch die Projektion nach außen eine Wahrheit, etwas in sich stimmiges geworden.

Projektionen erschaffen Illusionen.

Wir projizieren Erfahrungen, die wir noch nicht integrieren konnten, die wir im Inneren noch nicht bearbeiten konnten nach außen. Dabei erschafft der Akt der Projektion für uns die Illusion der Erreichbarkeit des uns Fehlenden über ein Außen. In unserer Wahrnehmung (unserer eigenen Projektion) haben andere Menschen, was uns fehlt. Sie sind offensichtlich irgendwie dahin gekommen. Wir müssen also nur das Richtige tun, müssen uns nur anstrengen, nur den Erwartungen entsprechen, uns dessen Wert erweisen, dann werden auch wir dort ankommen können. Wir müssen vielleicht nur den einen richtigen Partner finden?
Davon sind wir überzeugt, bis die Illusion wieder einmal platzt, die Enttäuschung unvermeidlich ist, die Ablehnung und der zu der noch nicht integrierten Erfahrung gehörende Schmerz wieder offen im Raum stehen. Wir haben uns etwas vorgemacht und was sollen wir jetzt noch glauben können?
Aber enttäuscht wurden wir nur in unseren Erwartungen an uns und andere. Mit wirklichem Glauben hat das wenig zu tun, nur mit bisher abgelehnten Erfahrungen in uns.


Wir
können nicht an uns selbst glauben und damit nicht in unsere Wahrheit kommen, wenn wir in der Erfahrung eines Mangels stecken geblieben sind, wenn wir in einer erfahrenen Ablehnung stecken geblieben sind.
Wir erwarten den Mangel, solange wir die Ablehnung der gespeicherten Erfahrung nicht auflösen können. Das macht uns von einer Erlösung durch das Außen abhängig. Es hindert uns daran, uns selbst vollkommen zu erfahren, unser inneres Ja zu erfahren.

Das Hindernis liegt in der Ablehnung.

Und es spielt keine Rolle, wo diese Ablehnung auftritt, sie hindert uns immer.
Was uns auf den (Er-) Lösungsweg bringt, ist die Anerkennung dessen, was ist. Das bedeutet nicht, etwas gut zu finden, es bedeutet lediglich das Existenzrecht von allem, was ist anzuerkennen.
Unser Inneres ist ein Teil dessen, was ALLES umgibt. Jedwede Ablehnung fällt also immer auf uns selbst zurück. Sie trennt uns von dem, was wir sind und beraubt uns unserer Macht oder lässt uns über unsere eigene Projektion Ohnmacht erfahren.

Lerne für Dich selbst, zwischen Erwartungen und Glauben zu unterscheiden, damit Du den Glauben an Dich selbst, Deine Wahrheit wiederfinden kannst und vor allem damit Du Dir nahestehende Menschen mit Deinem Glauben an sie stärkend beschenken kannst. Das wirkt wahrhaft Wunder in der Welt.

Ich glaube an den Menschen und das bewirkt in mir ein großes Glück.
Ich glaube an Dich!
Das ist wirklich wahr.

Sita Hahn
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