Ist es Dir schon einmal widerfahren, dass Du von den Reaktionen oder Taten eines Menschen schockiert, zumindest überrascht oder über sie sogar entsetzt warst?
Vielleicht warst Du sogar schon einmal entsetzt über ein eigenes Handeln oder konntest es im Nachhinein selbst nicht mehr verstehen.
Was hat Dich dazu gebracht?
Was bringt Menschen im allgemeinen dazu?

Auch wenn es uns erschrecken mag, ist es doch verhältnismäßig einfach, Menschen zu einem uns schockierenden Handeln zu bewegen.
Nicht etwa, weil
diese Menschen schlecht sind, nein, nur, weil Menschen eben leben wollen. Vielleicht sträubt sich in Dir alles gegen diese Aussage angesichts der schockierenden Nachrichten in den Medien.
Wie gesagt, es ist tatsächlich nicht schwierig, Menschen zu einem mehr oder weniger erschreckenden Verhalten zu bewegen. S
obald ein Mensch sich in irgendeiner Weise selbst gefährdet sieht, wird er, bewusst oder unbewusst, sich selbst an die erste Stelle und damit über andere stellen.
Meistens
und in unserem üblichen Alltagsgeschehen geschieht es eher im kleinen Rahmen und unbewusst, weil eben auch der Ursprung des im Inneren aufsteigenden Gefährdungsempfindens selten bewusst ist. Aber es ist auch durchaus möglich, einem Menschen ein solches Gefährdungsempfinden bewusst zu injizieren und ihn damit zu für andere gänzlich unverständlichen Taten zu bewegen.
Aber bleiben wir in unserem normalen Alltag, im alltäglichen Leben, in dem uns im Nachhinein unser Handeln oder das von anderen erschreckt, denn das Thema betrifft jeden von uns.

Das Empfinden einer Gefährdung kann schleichend auftreten und uns aus dem Unbewussten heraus steuern.
Gefährdung ist noch nicht Gefahr. Gefahr würde
uns bewusst werden.
Gefährdung ist auch noch nicht Not, aber zugleich auch nicht sehr weit davon entfernt.
Gefährdung bedeutet, dass etwas getan werden muss, um das weitere Leben sichern
zu können.

Im Unbewussten abgespeicherte Erfahrungen von Gefährdung führen dazu, dass Du Dich gefährdet fühlst, obwohl keine wirklich akute Lebensgefährdung vorliegt. Du kannst Dich von ihnen getrieben fühlen, ohne zu wissen, was Dich treibt.

Eine Gefährdung tritt ein,
– wenn ein System nicht in seinem ursprünglichen Sinn und Aufbau funktionieren kann,
– wenn es in sich selbst unausgewogen ist, einzelne Bereiche nicht zur vollen Entwicklung und Kraft gekommen sind.

Die meisten Menschen versuchen Gefährdungen durch eine Überbetonung von etwas zu kompensieren, Schwächen durch Stärken. Werden diese „Stärken“ irgendwie in Frage gestellt, wird damit die über sie kompensierte Gefährdung wieder unmittelbar akut.
Beispielsweise kann jemand eine Empfindsamkeit, eine innere Wunde, mit der er nicht umzugehen gelernt hat, durch sein gut entwickeltes logisches Denkvermögen kompensieren. Kommt er in eine Situation, in welcher ihm dieses Denkvermögen nichts nutzt, wird er wieder unmittelbar mit dieser inneren Wunde konfrontiert und wird aus dieser heraus, impulsiv eine Gefährdung abwenden wollend, handeln, obwohl wahrscheinlich keinerlei tatsächlich akute Gefährdung vorliegt.

Die reakutalisierte abgespeicherte Gefährdung verlangt sofortiges (zumeist unbedachtes) Handeln, um das bisher durch Kompensation aufrecht gehaltene System zu bewahren.
So kommt es zu spontanen, für andere und nicht selten für den Handelnden selbst unverständlichen, Reaktionen und Handlungen, die sich gegen andere richten. Sie erscheinen
dem Handelnden duch das innere Gefährdungsempfinden in diesem Moment als absolut gerechtfertigt. Man fühlt sich angegriffen oder falsch behandelt und dazu aufgerufen, etwas dagegen zu tun.

Das Schlimme ist, das die Gefährdung jegliches Mitgefühl außer Kraft setzt, die Beurteilungsfähigkeit mindert und unmittelbar die eigene Existenzfähigkeit an die erste Stelle setzt.
So werden Taten möglich, die wir in verschiedenen Graden als gänzlich unangemessen oder sogar unmenschlich empfinden. Sie bringen zum Ausdruck in welchem Umfang sich ein Mensch gefährdet fühlt und dadurch die durch sein Handeln entstehende Gefährdung anderer nicht mehr wahrnehmen kann. Er sieht sich im berechtigten Existenzkampf und damit grundsätzlich im Recht.

Eine Gefährdung des Systems liegt im Grunde immer vor, wenn auch nur eine unserer seelischen Notwendigkeiten während unseres Aufwachsens nicht erfüllt werden konnte.
Wir können damit zwar überleben und sind zu einer Kompensationen dessen fähig, aber wir können durch diese die grundsätzliche Gefährdung nicht aufheben, sondern nur ausgleichen. Die einmal erfahrenen Gefährdungen bleiben in uns präsent, bis wir sie bewusst auflösen können und uns dann neue Erfahrungen möglich werden.

Gespeicherte Gefährdungserfahrungen sind das, was für viele Menschen das Leben in Liebe so unerreichbar scheinen lässt und was immer wieder zu Konfrontationen mit einem Verhalten führt, das sich mit Liebe nicht in Zusammenhang bringen lässt.
Und es ist der Hintergrund dafür, dass in jeder Religion ursprünglich auch versucht wurde, uns ein Gefühl der Sicherheit, des in Wahrheit Ungefährdet-Seins zu vermitteln. Später allerdings wurde in vielen Religionen dazu übergegangen uns ebenso das genaue Gegenteil zu vermitteln, indem die Erlangung des Heilseins nur im Jenseits und unter großen Anstrengungen möglich sein sollte.
Auf dieser Grundlage konnten religiös motivierte Kriege möglich werden.

Wenn Du selbst wirklich in Liebe leben willst, ist es Deine Aufgabe, schon in Deinen Anfängen erlebte Gefährdungen aufzuspüren und zu überwinden. Manche davon hast Du vielleicht schon im Mutterleib erfahren oder sie wurden als Erfahrung Deiner Eltern auf Dich übertragen.
Bedenke: unsere Eltern konnten uns nur vor dem schützen, wovor sie auch sich selbst schützen konnten.

Wenn Du magst, unterstütze ich Dich dabei, in Dir gespeicherte Gefährdungen aufzuspüren und zeige Dir Wege, diese zu überwinden.
Sita Hahn

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