Edel sei der Mensch, hilfreich und weise.
Das gehört seit jeher zu unseren Idealvorstellungen vom Menschsein und es gibt Menschen, die sich durch ihre Hilfsbereitschaft wahrhaft auszeichnen. Wir begegnen ihnen mit Bewunderung und Dankbarkeit.

Ebenso gibt es Menschen, die sich in ihrer Hilfsbereitschaft ausgenutzt fühlen, die nach ihrem Empfinden keine auf ihre Hilfe passende Antwort erhalten. Sie haben das Gefühl, gern für alle da zu sein und doch niemals dazu zu gehören. Sie fühlen sich allein.

Gehörst Du vielleicht zu diesen?
Dann kann es sein, dass Deine Hilfsbereitschaft in Wahrheit so etwas wie eine unbewusste Verhütungsmaßnahme ist, etwas, das Dich schützen soll, denn wer sich hilfsbereit zeigt, der wird nach den Idealen der Menschlichkeit gewiss nicht angegriffen.


Ob dies so ist, kannst Du daran erkennen, dass die Menschen, welchen Du mit Deiner Hilfsbereitschaft gegenüber trittst, Deine Grenzen nicht respektieren.


Du machst dann immer wieder die Erfahrung, um Deinen Raum kämpfen zu müssen, ihn sozusagen von jenen, welchen Du helfen willst, zurückerobern zu müssen. Etwas, das Du eigentlich gar nicht willst.
Die Respektlosigkeit oder fehlende Feinfühligkeit der Anderen schockiert Dich dann und sie schmerzt Dich tief. Du fühlst Dich dadurch als Mensch übersehen.

Wenn dies zu Deinen Erfahrungen gehört, dann steht hinter Deiner Hilfsbereitschaft ein unerfülltes Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Zusammengehörigkeit.
Deine Ursprungsfamilie war wahrscheinlich zerrissen oder zerstritten. Es gab darin keinen sicheren Platz für Dich, keinen Halt.

Du hast gelernt, Deine eigene Hilflosigkeit durch beständige Hilfsbereitschaft für andere zu kompensieren.

So gerietest Du nicht zwischen die sich streitenden Fronten in Deiner Familie.
Deine Hilfsbereitschaft sollte Dich vor Angriffen schützen, welchen Du nicht hättest gewachsen sein können.

Heute wünschst Du Dir dann nichts mehr, als ein friedvolles Miteinander, in dem Du keinen Kämpfen ausgesetzt bist, in dem Du Dich aufgehoben fühlen kannst.
Du willst Dich nicht wehren müssen und Dein Mitgefühl zeichnet Dich aus.
Doch gerade durch Deine Hilfsbereitschaft gerätst Du immer wieder in genau die Situation, Dich der Anderen erwehren zu müssen, jener, die Deinen Raum nicht respektieren können, die Dich vereinnahmen.

Ohne Dir dessen bewusst zu sein, ordnest Du Menschen, die Dir begegnen, ideelle menschliche Fähigkeiten zu, über welche diese in sich noch nicht verfügen. Sie sind einfach nur blind auf der Suche nach einem Helfer und Du hast Dich angeboten.

Von Deinen eigenen Bedürfnissen ausgehend, schließt Du auf die Bedürfnisse und ein dem Miteinander dienendes Verhalten anderer. Du setzt das allgemeine Bedürfnis danach unbewusst voraus, aber erlebst immer wieder, dass Dein Gegenüber nicht Deinen Erwartungen entsprechend rücksichtsvoll ist oder nicht dazu bereit ist, sich gleichermaßen wie Du auch in eine Gemeinschaft, in ein Miteinander mit Dir einzubringen. Du bist den anderen zugewandt und doch allein.

So wird Deine Hilfsbereitschaft Dir selbst zur Falle.


Wahrscheinlich verstehst Du nicht, warum es Dir immer wieder so ergeht und für Dich nur selten etwas übrig bleibt.
Du ziehst diese Menschen mit Deiner Hilfsbereitschaft in Dein Leben, um das zu lernen, was Du eigentlich nicht willst: klare Grenzen aufzuzeigen, zu diesen zu stehen und Dich selbst mit Deinen Bedürfnissen als wichtig zu erkennen.
Du ziehst sie in Dein Leben, um Deiner Hilflosigkeit zu begegnen und sie schrittweise zu überwinden. Der Hilflosigkeit, die Du in Deiner Kindheit angesichts der sich streitenden und Dich dabei in Deinen Bedürfnissen übersehenden Familienparteien empfunden hast.
Du hast damals gelernt, das Wir über das Ich zu stellen und nun ist es an der Zeit, Dein Ich zu erkennen und zu stärken, damit Du irgendwann tatsächlich in einem Wir ankommen kannst.

Wenn Du magst, unterstütze ich Dich gerne dabei, den für Dich passenden Weg zu finden, um nachzuholen, was Dir fehlt.

Sita Hahn

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