Erwartungen erreichen uns zumeist auf sehr subtile Weise und sie erreichen uns um so besser, je mehr wir uns selbst, und sei es auch unbewusst, von unserem Gegenüber erwarten oder erhoffen.
Eben weil wir etwas von ihm erwarten, erscheint es uns als selbstverständlich uns auch seinen Erwartungen zu beugen. Wenn wir seine Erwartungen erfüllen, werden auch unsere Erwartungen erfüllt werden?
So legen wir uns besonders dann, wenn es uns um Nähe geht gegenseitig Lasten auf die Schultern, die doch keinen glücklich werden lassen und tun nicht das, was uns gut tun würde.

Wenn Du also unter den Erwartungen anderer leidest, überprüfe welche Erwartungen Du selbst hast und sei dabei wirklich ehrlich.
Was willst Du von Deinem Gegenüber bekommen?
Kannst Du ihm dies offen und ohne Anspruch mitteilen?
Wie kannst Du Dir dies selbst gewähren?

Forderungen kommen zu meist dann auf uns zu, wenn wir unausgesprochenen Erwartungen nicht entsprochen haben.
Spätestens dann regt sich in uns Widerstand, weil uns offensichtlich wird, dass wir nicht in dem, was wir sind beachtet werden. Und doch haben wir selbst durch unsere eigenen Erwartungen den Boden für Forderungen vorbereitet.

Forderungen sind auf beiden Seiten die natürliche Antwort auf unsere eigenen unerfüllten Erwartungen.
Erwarten bedeutet immer, dass wir auf etwas warten, anstatt selbst aktiv zu werden. Wir sind in Bezug auf etwas untätig und werden daraufhin gefordert.
Niemand kann uns tatsächlich dazu zwingen, Forderungen anzunehmen, außer unser eigener unbewusster Deal.
Halte also die an Dich herangetragene Forderung auf Abstand, erkenne sie als einen aggressiven Ausdruck der Enttäuschung des Gegenübers und überprüfe Dich auf Deine vielleicht unbewussten Erwartungen. Die dabei auftretende Aggression entspringt einer Hilflosigkeit, welche aus der eigenen Untätigkeit erwächst.

Hinter einem Vorwurf steckt dann schon ein recht massiver Schmerz.
Dein Gegenüber ist mit einem eigenen Mangel in Kontakt gekommen und will Dich dafür verantwortlich machen. Wahrscheinlich wirst Du Dich wiederum durch seinen Schmerz verletzt fühlen.
So berührt ihr euch gegenseitig in alten Wunden.

Für Dich ist es wichtig zu begreifen, dass Du eigentlich gar nicht der richtige Adressat für den Vorwurf bist. Der Vorwurf und der ihm zu Grunde liegende Mangel hat seine Wurzeln in der tiefsten Vergangenheit Deines Gegenübers. Du ermöglichst durch Deine eigenen Erwartungen nur die Auslieferung des Vorwurfes an Dich.
Ebenso liegt die Wurzel Deines davon ausgelösten Schmerzes in Deiner tiefsten Vergangenheit.
Es hat also nicht den allergeringsten Sinn auf einen Vorwurf mit einer Rechtfertigung oder einer Beweisaufnahme zu antworten. Es hat keinen Sinn, weil Du selbst gar nicht wirklich gemeint bist.
Der Vorwurf und Deine innere Reaktion darauf wurzeln zwar beide in einem Schmerz, dieser Schmerz jedoch kommt aus zwei verschiedenen Quellen.
Sei Dir dessen bewusst, dann kannst Du beides von einander trennen.
Akzeptiere den Vorwurf als Schmerzausdruck des Anderen und suche in Dir selbst nach dem Ursprung Deines Schmerzes.
So übernimmst Du für Dich selbst Verantwortung und überlässt dem Anderen die seine, ohne ihn oder Dich für den Ausdruck von Schmerz zu verurteilen.

Wir können gemeinsam den Ursprung von in Dir vorhandenen Erwartungen aufdecken, damit Du Dich von Forderungen und Vorwürfen, auch den eigenen, befreien kannst.
Sita Hahn

 

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